Hans Georg Broweleit – Altmarkzeitung 03-2013

„Sauen sind meine Passion“

Gieseritzer Weidmann Hans-Georg Broweleit jagt mit Vorliebe Schwarzwild

Trophäenwand im Jagdzimmer von Hans-Georg Broweleit

Wenn der Gieseritzer Weidmann Hans-Georg Broweleit als Resümee seines bisherigen Jägerlebens Strecke legen müsste, dann würde sein Hof dafür bei weitem nicht ausreichen. 1241 Stück Schalenwild hat der Diplomingenieur bislang erlegt, davon allein 899 Stück Schwarzwild, 36 Stück Rotwild, 72 Stück Damwild, 17 Muffel, zwei Stück Gamswild und drei Elche. „Meine besondere Passion aber gilt den Sauen“, sagt der Gieseritzer. Hans-Georg Broweleit ist ein Weidmann mit langjähriger Erfahrung: Seit 1971 hat er den Jagdschein, doch das „grüne Blut“ fließt schon viel länger durch seine Adern. Broweleit, der unter anderem in seiner Wildküche fabelhaft abgeschmeckte Delikatessen herstellt, schwelgt gerne in Erinnerungen. Bereits sein Großvater, Wilhelm Heymann (1889-1979), war Jäger mit besonderer Passion. Schon 1926 hatte er einen Jagdschein.

Ein Dokument von 1941, ausgestellt vom damaligen Salzwedeler Landrat, ist heute unter Glas als Wandschmuck eingerahmt. Doch die überlieferte Geschichte, die Hans-Georg Broweleit besonders gern erzählt, stammt aus dem Gieseritz der 1930-er Jahre. Damals gab es in der Region so gut wie kein Schwarzwild. Plötzlich wurde ein einzelnes Stück gefährtet. „Dann kam der Winter 1932/33 und es wurde ein rund 100 Kilogramm schwerer Keiler von meinem Großvater zur Strecke gebracht“, berichtet Hans-Georg Broweleit. Das Foto von dem erlegten Wildschwein hing daraufhin viele Jahre in der Gieseritzer Gastwirtschaft.

Keiler aus dem Wildgatter
„Der Keiler stammte vermutlich aus dem Gatter des Letzlinger Jagdschlosses“, glaubt Hans-Georg Broweleit. Eine Frage stellt er sich als begeisterter Schwarzwildjäger aber immer wieder: „Wann wurde eigentlich die erste Sau in der Region erlegt, die lange Zeit nahezu wildschweinfrei war?“ In den Nachkriegsjahren erhöhte sich langsam der Bestand an Sauen in der westlichen Altmark. Wildschweine wurden sogar lebend gefangen und in Gattern gehalten. Legenden von Wilderern machten auch in Gieseritz die Runde. Einer, so wurde berichtet, hatte von einem Salzwedeler Büchsenmacher ein Gewehr mit abnehmbarem Lauf und Schalldämpfer erworben, das er im Wald versteckte.

Trichinengefahr
In der Notzeit erlitten einige Liebhaber von geräuchertem Wildschweinfleisch Erkrankungen durch Trichinenbefall. Später baute die DDR-Regierung das Jagdwesen kontinuierlich auf. In den 1950-er Jahren wurden in Ermangelung von Waffen Sauen mittels Fallen gefangen. Später gab es dann GSTJagdkommandos. Danach begann der Aufbau der Jagdgesellschaften, die es in der DDR bis zur Wende gegeben hat. Nach Meinung vieler Jagd-Experten gehört Schwarzwild zu den intelligentesten Wildarten überhaupt. Berühmtberüchtigt sind das Misstrauen der Tiere, ihre Lernfähigkeit, ihr Überlebensinstinkt und ihre Zähigkeit. „Aus diesen Gründen sind unsere Sauen auch so schwer zu bejagen“, erklärt Broweleit. Genau diese Mischung von besonderen Eigenschaften machen die Schwarzkittel zu einem begehrten Wild für die Jäger. So sitzen die „Sauenprofessoren“ unter ihnen zwar bei jedem Wetter auf dem Ansitz an, besonders beliebt sind jedoch die Jagden bei Mondschein, Neuschnee, an der Suhle, Futterkirrung oder am Wechsel. Die Vermutung liegt nahe, dass sich die Wildschweine verstärkt in Regionen vermehren, in denen zunehmend Mais und Raps auf großen Schlägen angebaut werden. „Für mich werden die Sauen mein Jägerleben lang eine stets ganz besondere Herausforderung darstellen“, betont Broweleit.

Altmarkzeitung, 28.03.2013, Von Kai Zuber

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